Warum Medzin und Kunst zusammengehören
lautete das Thema eines Vortrags von Prof. Dr. Karl-Josef-Kuschel, dem Theologen, Literaturwissenschaftler und Präsidenten der internationalen Hessegesellschaft, anlässlich einer Einladung in das Josephinum mit einem anschließenden Konzert zum Liederzyklus „Die Winterreise“ von Franz Schubert, der einst in unmittelbar in der Nähe des Josephinums im Krankenhaus versorgt worden war.
1827 arbeitete der schwer kranke und einsame Schubert an der Vertonung des Gedichtzyklus von Wilhelm Müller, dem Liederzyklus „Die Winterreise“. Er hatte sich 1822 mit Syphilis infiziert, was in dieser Zeit einem Todesurteil gleichkam. Diese Komposition bringt das Leiden des Komponisten in intensiver Form zum Ausdruck und schafft ein tiefes Empfinden für die Verbindung von Musik und Medizin.
Krankheiten werden oft als Einschnitt in den Alltag erfahren, sie reißen heraus aus dem „normalen“ Leben. Werke der Literatur oder der Musik können dabei helfen, das, was uns lähmt, zu überwinden bzw. das auszudrücken, was als unsagbar erscheint.
„Man kann“, so Kuschel, „gerade durch die sinnliche Wahrnehmung der Ton-Kunst Möglichkeiten des Nachdenkens über das Banale und Alltägliche hinaus erleben. Unterbrechungserfahrungen werden möglich.“ Für ihn persönlich seien das Erfahrungen des Transzendierens, das heißt, der Überschreitung des eigenen, oft engen und begrenzten Horizonts.