DPU Patienten-Magazin - Ausgabe 03/September 2017

15 Ein Lob der paradiesischen Natur Die Römer, die sich um die Zeitenwende, also um den Beginn der christlichen Zeitrechnung, in der Wachau niederließen, nur we- nige Kohorten-Tagesmärsche entfernt von der Garnison Vindo- bonum, dem späteren Wien, fanden schnell heraus, dass Boden und Klima hier günstig waren für denWeinanbau. Das Römische Reich war (wie alle folgenden Reiche, denen die Wachau ange- hörte) irgendwann Geschichte, die Rebkulturen jedoch blieben. Als Steinfeder, Federspiel und Smaragd ausgebaut, schenken sie uns Freude und köstlichen Genuss. Während des Mittelalters, als in der Wachau (nun auch nament- lich als solche geläufig) die Geschlechter der Babenberger und Kuenringer herrschten und man auf der Burg Dürnstein vorü- bergehend Richard Löwenherz einkerkerte, oblag die Pflege der Weinberge überwiegend den Klöstern, wobei teils sogar weit entfernte Abteien sich hier Besitztümer sicherten. Ob man nun in der Mönchskutte das fruchtbare Terrain an den Ufern der Do- nau schreitend durchmaß oder als Burgfräulein von den Zinnen den Blick darüber hinwegschweifen ließ: Wohlgefallen an der göttlichen Schöpfung war garantiert – und auch das Stift Melk, ein barockes Meisterwerk sakraler Baukunst, das natürlich zur Repräsentation geistlicher Machtfülle entstanden war, erscheint als steingewordenes Lob des Herrn in paradiesischer Natur. Mit einer gewissen Sentimentalität erinnert man sich an unvergess- liche Momente der Studienzeit und ermisst die Tiefe dieses be- deutenden Lebensabschnittes. Johann Nepomuk Geller: Dürnstein (Ausschnitt), um 1927 (Privatbesitz)

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